FKU beim Betriebs- und Personalräteempfang 2025: Wirtschaft im Dialog über Ausbildung und gute Arbeit

Der FKU war mit Martin Knauft in diesem Jahr aktiv beim Betriebs- und Personalräteempfang des Bezirks vertreten. Dabei stand vor allem die Ausbildungsplatzumlage im Mittelpunkt – ein Thema, das die Berliner Unternehmenslandschaft unmittelbar betrifft.

Der FKU engagiert sich seit Jahren dafür, gute Arbeitsbedingungen und unternehmerische Verantwortung miteinander zu verbinden. Mit Projekten zur Berufsorientierung, Kooperationen mit Schulen und regelmäßigen Fachveranstaltungen trägt er dazu bei, jungen Menschen den Einstieg in Ausbildung und Beruf zu erleichtern und den Betrieben Wege zur Fachkräftesicherung zu eröffnen. Diese Erfahrung brachte Martin Knauft in die Diskussion ein – als Stimme einer vielfältigen Unternehmerschaft, die Ausbildung als gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik versteht.

Friedrichshain-Kreuzberg gilt in Sachen „Gute Arbeit“ als Vorreiter. Der Bezirk war der erste in Berlin mit einer eigenen Beauftragten für Gute Arbeit, deren Initiativen mittlerweile in mehreren anderen Bezirken übernommen wurden. Zu den Schwerpunkten gehören faire Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten und auf Baustellen, Schutz vor Hitzefolgen, Homeoffice-Regelungen sowie die Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen. Das Bezirksamt hat außerdem beschlossen, öffentliche Mittel nicht mehr in Minijobs oder Leiharbeit fließen zu lassen – ein politisches Signal für soziale Verantwortung im eigenen Wirkungsbereich.

Kontroverse um die Ausbildungsplatzumlage

Im Zentrum des ersten Veranstaltungsteils stand die kontrovers diskutierte Ausbildungsplatzumlage. Sie sieht vor, dass alle Berliner Betriebe – unabhängig davon, ob sie selbst ausbilden – einen Beitrag leisten, um Ausbildung solidarisch zu finanzieren. Damit soll die Berliner Ausbildungsquote steigen, die bundesweit eine der niedrigsten ist.

David Fischer aus der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung erläuterte die Hintergründe: Die Umlage solle finanzielle Anreize schaffen, mehr betriebliche Ausbildungsplätze anzubieten. Gleichzeitig müsse das System rechtlich sauber, organisatorisch schlank und wirtschaftlich tragbar sein.

Heiko Glawe vom DGB begrüßte die Initiative als Schritt zu mehr Ausbildungsgerechtigkeit. Umlagesysteme existierten seit Jahrzehnten erfolgreich in anderen Branchen, etwa im Bauhauptgewerbe, wo sie die Ausbildung stabilisiert hätten. Kritik aus der Wirtschaft, so Glawe, erinnere an frühere Widerstände gegen den Mindestlohn – und sei teilweise mehr Ausdruck von Prinzipien als von realen Problemen.

Martin Knauft: Ausbildung braucht Strukturen, nicht nur Umlagen

Martin Knauft machte deutlich, dass die Wirtschaft die Ziele der Umlage grundsätzlich teilt, jedoch Zweifel an der Umsetzung bestehen. Viele Betriebe in Friedrichshain-Kreuzberg engagieren sich bereits heute intensiv für Ausbildung – stoßen dabei aber auf strukturelle Grenzen. Gerade Kleinstbetriebe hätten weder die personellen noch die organisatorischen Kapazitäten, um Auszubildende angemessen zu betreuen. „Wir brauchen erst die Strukturen, bevor wir neue Pflichten einführen“, betonte Knauft.

Er wies darauf hin, dass Ausbildung viel früher beginnen müsse – in der Schule, durch praxisnahe Berufsorientierung. Der FKU ermögliche jährlich rund 4.000 Begegnungen zwischen Jugendlichen und Betrieben. Diese direkte Ansprache sei entscheidend, um Begeisterung für Handwerk, Dienstleistung oder technische Berufe zu wecken. Ohne solche frühzeitigen Impulse verliere Berlin wertvolle Zeit im Wettbewerb um junge Talente.

Auch die Qualität der Ausbildung dürfe in der politischen Diskussion nicht untergehen. Eine Umlage, die lediglich mehr Plätze schafft, aber keine Standards für gute Ausbildung setzt, verfehle ihr Ziel. Knauft forderte, Unternehmen zu entlasten, die bereits Verantwortung übernehmen – etwa durch Anrechnung von Berufsorientierungsaktivitäten oder durch gezielte Förderungen. „Wer ausbildet, muss unterstützt werden, nicht zusätzlich belastet“, so Knauft.

Er äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der Bürokratie: Die geplante Umlage würde rund 95.000 Betriebe betreffen, während die Verwaltung laut Senatsplan mit einem zweistelligen Mitarbeiterstab auskommen soll. „Das kann nicht funktionieren, wenn es nicht digital gedacht wird“, sagte Knauft. Ein funktionierendes System müsse einfach, nachvollziehbar und transparent sein – und im Dialog mit der Wirtschaft entwickelt werden.

Gemeinsame Verantwortung für Fachkräftesicherung

Die anschließende Diskussion zeigte, dass Ausbildung mehr ist als Wirtschaftspolitik – sie ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Teilnehmer*innen des Empfangs forderten, Jugendlichen wieder stärker praktische Berufsperspektiven zu eröffnen. Viele Beiträge machten deutlich, dass gesellschaftliche Wertschätzung für Handwerks- und Ausbildungsberufe verloren gegangen ist – ein Wandel, der dringend korrigiert werden müsse.

Trotz unterschiedlicher Positionen einte die Teilnehmenden das Ziel, jungen Menschen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Eine starke Ausbildung brauche nicht nur finanzielle Mittel, sondern vor allem Begegnungen, Orientierung und Mut zur Veränderung.

Fazit: Der FKU bleibt im Gespräch

Der Betriebs- und Personalräteempfang 2025 hat gezeigt, dass der Dialog zwischen Wirtschaft, Verwaltung und Arbeitnehmervertretungen in Friedrichshain-Kreuzberg funktioniert – auch bei schwierigen Themen. Für den FKU ist klar: Gute Ausbildung entsteht im verantwortungsvollen Zusammenspiel aller Beteiligten.

Martin Knauft kündigte an, dass der FKU sein Engagement für die Duale Ausbildung im kommenden Jahr fortsetzen und gemeinsam mit Schulen, Betrieben und der Politik daran arbeiten wird, praxisnahe Berufsorientierung und Ausbildung weiter zu stärken. Friedrichshain-Kreuzberg, so Knauft, könne zeigen, dass Wirtschaft und Gemeinwohl kein Widerspruch sind – sondern zwei Seiten derselben Verantwortung.

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