Reizüberflutung im Arbeitsalltag: Drei Anker für mehr Gelassenheit
Wie kleine Routinen helfen, trotz ständiger Unterbrechungen Ruhe und Stabilität zu gewinnen
Wenn der Arbeitsalltag zum Dauerrauschen wird
Ständig neue Mails, Unterbrechungen, Termine – der Arbeitsalltag vieler Unternehmer:innen und Selbstständiger fühlt sich wie Dauerrauschen an. Am Abend bleibt oft das Gefühl: viel gearbeitet, aber kaum etwas geschafft. Und es sind nicht die großen Krisen, die Kraft rauben, sondern die vielen kleinen Störungen. Genau hier helfen Routinen, die wie Inseln im Strom Stabilität schaffen.
Das Gehirn funkt Alarm
Eigentlich soll eine wichtige Aufgabe erledigt werden – doch dann klingelt das Telefon, jemand braucht spontan eine Rückmeldung, eine Mail mit „dringend“ im Betreff blinkt auf. Diese Unterbrechungen rauben Fokus und Energie.
Reizüberflutung entsteht, wenn permanent mehr Eindrücke auf uns einprasseln, als wir verarbeiten können. Viele erleben dadurch, nicht mehr zu gestalten, sondern nur noch zu reagieren.
Das Gehirn schaltet auf Alarm: Adrenalin steigt, die Konzentration sinkt, Kreativität friert ein, Entscheidungen werden hastig getroffen, Fehler häufen sich. Viele erleben in dieser Phase auch Kopfschmerzen, Verspannungen und Schlafstörungen – manchmal bis hin zu Erschöpfung und Burnout.
Gerade für Selbstständige und Unternehmer:innen ist das besonders belastend. Sie jonglieren häufig gleichzeitig mit Kundschaft, Buchhaltung, Marketing und Personalfragen – oft ohne Puffer.
Warum mehr Listen nicht immer helfen
Die intuitive Reaktion in Überlastungssituationen lautet häufig noch mehr To-do-Listen, noch mehr Planung, noch mehr Struktur. Gut gemeint. Doch am Ende erzeugt diese Strategie oftmals nur noch mehr Druck.
Der Schlüssel liegt nicht in immer neuen Listen, sondern in Resilienz: der Fähigkeit, Belastungen so zu steuern, dass sie uns nicht ausbrennen.
Drei Anker für mehr Gelassenheit
Anker sind keine zusätzlichen Aufgaben, sondern kleine Stoppsignale im Alltag. Sie helfen, Ruhe zurückzugewinnen und dem Gehirn bewusst eine Entlastungspause zu geben. Drei einfache Beispiele:
- Der Türrahmen-Anker: Jedes Mal, wenn Sie einen Raum betreten, kurz innehalten und sich fragen: Was ist hier jetzt wirklich wichtig?
- Der Fenster-Anker: Vor einem Meeting das Fenster öffnen und für zwei Minuten stillstehen.
- Der Atem-Anker: Vor wichtigen Entscheidungen oder Telefonaten dreimal bewusst ein- und ausatmen und dabei innerlich mitzählen.
Zusätzlich können persönliche feste Tagesrituale Stabilität geben, auch wenn außen Chaos herrscht. Ein ruhiger Start in den Tag (z. B. das erste Getränk bewusst in Ruhe genießen) und ein klares Ende (Laptop schließen, drei Erfolge notieren) geben Orientierung.
Ein Praxisbeispiel aus dem Unternehmertum
Ein Unternehmer erzählte mir, dass er vor jedem Meeting sein Bürofenster öffnet und alle für zwei Minuten um Stille bittet. Anfangs fanden die Mitarbeitenden das befremdlich. Heute freuen sie sich regelrecht darauf: Die kleine Pause zum Durchatmen sorgt dafür, dass Meetings schneller auf den Punkt kommen und weniger erschöpfend sind.
Gelassenheit wirkt ansteckend
Stress bleibt selten unsichtbar. Wer gehetzt wirkt, beeinflusst damit die Stimmung im ganzen Team. Und umgekehrt: Wer Ruhe bewahrt, gibt auch anderen Orientierung. Gelebte Routinen bewirken mehr als nur persönliche Entlastung. Sie schaffen eine Unternehmenskultur, die allen hilft, besser mit Reizüberflutung umzugehen.
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Gelassenheit entsteht nicht durch große Strategien oder heroische Kraftakte. Sie wächst durch kleine, konsequent gepflegte Gewohnheiten.
Fragen Sie sich: Welcher dieser Anker könnte in Ihrem Alltag am besten funktionieren – im Büro, im Homeoffice oder unterwegs? Probieren Sie diese Woche einfach einen davon aus. Schon ein kleiner Anker kann eine große Insel der Ruhe schaffen.
Über die Autorin

Ulli Masztalerz ist Business- & Management-Coach sowie ADHS-Trainerin. Seit mehr als 25 Jahren begleitet sie Menschen und Unternehmen dabei, in turbulenten Zeiten handlungsfähig zu bleiben. Veränderung, Stress, Überforderung und ADHS kennt sie aus drei Blickwinkeln: als Führungskraft, aus eigener Erfahrung und aus hunderten Gesprächen mit Coachees – viele davon auch Unternehmer:innen mit psychischen Belastungen.
Ihr Ansatz: bodenständig, lösungsorientiert, humorvoll und immer auf kleine, sofort umsetzbare Schritte fokussiert, die spürbar mehr Gelassenheit ermöglichen.
Kontakt:
030 552 48 198 | 0160 844 9656 | u.masztalerz@gmail.com