Verkehrswende in Berlin – „Staufrei, Baustellenfrei, Stressfrei ?!“
Die Veranstaltungsreihe „Mittelstandsforum Metropol“ bot am 26. September auf der „MS Babelsberg“ der Berliner Wassersport und Service GmbH (BWSG) die passende Kulisse für eine kurzweilige Diskussion um die Frage, wie in Berlin die Verkehrsinfrastruktur in naher Zukunft organisiert sein wird. Eingeladen hatten die Veranstalter der Reihe Friedrichshain- Kreuzberger Unternehmerverein (FKU) und die Interessenvereinigung Mittelständische Wirtschaft e.V. (IMW).
Staatssekretär Tino Schopf, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Ronny Dethloff, Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), und Frank Westphal, BWSG, beantworteten die Fragen der anwesenden Gäste, die sich unter anderem über Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, wie z.B. Ausbau des U-Bahn- und Tram-Netzes, und autonomes Fahren sowie Fachkräftemangel befasste. Moderiert wurde der Abend durch Udo M. Strenge, IMW Vorstandsmitglied.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Susan Friedrich, IMW-Vorstand, und Thomas Strauß, Geschäftsführer der BWSG, welcher die „MS Babelsberg“ auf der Spree entlang der Sehenswürdigkeiten des politischen und touristischen Berlins am Steuerrad lenkte.
Mit dem Dreiklang „Staufrei, Baustellenfrei, Stressfrei“ von Udo M. Strenge begann Ronny Dethloff über die Herausforderung, Mobilität umweltgerecht zu gestalten und stellte dazu fest, dass Berlin über den hochleistungsfähigsten ÖPNV in ganz Deutschland verfüge.
Ziel sei es, einen flächendeckenden 10-Minuten-Takt von Montag bis Samstag im ÖPNV zu erreichen. Dazu kommt die U-Bahnverdichtung im 3 1/3 Takt, der Straßenbahnausbau in der City West 2032 bis 2035 und die Mobilitäts-App Jelbi, die Sharingangebote an Jelbi-Stationen bereitstellt, wie Roller, Fahrrad, Auto, um noch flexibler auf Mobilitätsbedarfe reagieren zu können.
Umweltgerechte Mobilität kann nur gelingen, wenn „wir die Nutzer vom Auto weg mit guten Alternativen flächendeckend und am besten im 24 Stunden-Netz im ÖPNV bedienen. Die Nutzung der BVG soll ein Event sein.“, betonte Ronny Dethloff.
Frank Westphal, Geschäftsführer der BWSG, vertrat die Fragen des Tourismusverkehrs auf dem Wasser. In Berlin sind 43 kleine und große Reedereien mit ca. 120 Fahrgastschiffen ansässig. Auf über 200 km Wasserstraße sorgen die Reedereien für unvergessliche Erlebnisse für Gäste Berlins als auch für die Berliner und Berlinerinnen selbst. Angedacht wurde ein Shuttle von Tegel oder Studenten mit Schiffen zu befördern. „Mit einer Reisegeschwindigkeit von 10 km/ Stunde machen diese Ideen keinen Sinn.“, erläuterte Frank Westphal. Die BVG bedient insgesamt 6 Fähren auf den Berlin-Brandenburger Wasserstraßen.
Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 17 investierte in Wasserstraßen bis Ende 2021 rund 2 Milliarden Euro. Der Ausbau der Wasserstraßen erfolgt von West nach Ost Hannover – Magdeburg – Berlin. Derzeit wird das Baurecht in den letzten Abschnitten zwischen Berlin und Brandenburg erwirkt.
Staatssekretär Tino Schopf ist im Herzen „Bahner“. 25 Jahre war er für die Deutsche Bahn tätig. Als verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied des Ausschusses für Umwelt-, Verkehr und Klimaschutz sieht er die Herausforderung der nächsten Jahre, den ÖPNV leistungsfähiger sowie mit höheren Geschwindigkeiten und Taktfrequenzen vor dem Hintergrund einer wachsenden Stadt zu gestalten. Für die Umsetzung „autonomes Fahren“ ist das Reallabor „Nord-West-Raum“ entstanden, was aus Landesmitteln mit 5 Millionen Euro bezuschusst wird. Ziel ist hierbei, ein elektrisch autonomes Shuttlesystem zu entwickeln. Deutliche Kritik übte er daran, dass die eingleisige Verbindung zwischen Wannsee und Potsdam frühestens Ende 2030 zweigleisig sein wird. Zur intelligenten Infrastruktur einer Metropole gehören weiter U-Bahnen sowie eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und intelligente Ampelschaltungen. Der U-Bahnausbau der Verlängerung U3 Krumme Lanke – Mexikoplatz, U7 Spandau-Heerstraße und Rudow-BER seien wichtige Infrastrukturprojekte. „Die Verkehrspolitik muss zusammen mit Brandenburg gedacht werden.“, so Tino Schopf.
An die Impulse knüpfte eine rege Diskussion um Vorschläge wie der Fahrradmitnahme oder Fragen zu Verspätungen von Bussen an, die oftmals auf Behinderungen der Busspur zurückzuführen sind.
Für das leibliche Wohl sorgte die BVG und für die Schiffstour samt Mannschaft durch das abendliche Berlin die BWSG. An dieser Stelle bedanken wir uns herzlich für die Unterstützung.