Gelassen führen: Wie Sie verbale Angriffe klären und souverän bleiben – von Susanne Lorenz, wirksam kommunizieren
- „Von Ihnen habe ich aber mehr erwartet!“
- „Dafür werden Sie doch bezahlt!“
- „Das kann Ihr Team viel besser. Warum sieht das bei Ihnen so aus?“
Hören Sie als Führungskraft auch solche Sätze in Ihrem Arbeitsalltag? Dann ist es interessant, Ihren Umgang damit zu reflektieren.
Wie gehen Sie mit vorwurfsvollen Bemerkungen um?
Einige Führungskräfte schaffen es, ruhig und besonnen zu bleiben, auch wenn der Ton rau wird. Sie werden oft dafür bewundert, dass sie nicht aus der Fassung geraten. Andere hingegen lassen sich leicht aus der Ruhe bringen und nehmen Kritik oder Angriffe sehr persönlich. Die gute Nachricht: Man kann lernen, Kritik abprallen zu lassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Nachfragen bei vermeintlichen Vorwürfen
Oft trifft uns Kritik unvorbereitet. Als Führungskraft jonglieren Sie viele Aufgaben, und manchmal ist nicht sofort klar, worauf der Vorwurf abzielt. Hinzu kommt, dass Menschen in emotional aufgeladenen Momenten dazu neigen, zu übertreiben und zu pauschalisieren.
Typische Vorwürfe klingen dann etwa so:
- „Auf Sie kann man sich nie verlassen!“
- „Immer sind Sie so unorganisiert!“
- „Niemand übernimmt hier Verantwortung!“
Eine wirksame Methode in solchen Situationen ist es, nachzufragen, was genau hinter den Worten steckt. Ob Sie eine präzise Antwort erhalten, hängt von der Beziehung zur Person und deren Stimmung ab. Doch eine kluge Option ist es, auf der Sachebene zu bleiben und gezielt nachzufragen. Das gilt für Gespräche mit Ihrem Team genauso wie für den Austausch mit Vorgesetzten oder Kollegen.
Beispiel: „Nie sind Sie da. Wir müssen hier immer alles allein machen!“ Hier könnten Sie nachhaken: „Worauf beziehen Sie sich genau? Was meinen Sie damit, dass Sie alles allein machen müssen?“ Dies zwingt Ihr Gegenüber, seine Aussage zu präzisieren.
Ein häufiges Kommunikationsproblem besteht darin, dass wir davon ausgehen, der andere wisse genau, was uns beschäftigt – doch das ist oft nicht der Fall. Deshalb ist es entscheidend, im Gespräch immer wieder Klarheit zu schaffen.
Fragen Sie nach, wenn etwas unklar ist, und bringen Sie das Gespräch auf die sachliche Ebene zurück. Dies hilft nicht nur, Missverständnisse zu vermeiden, sondern auch, professionell und souverän auf Vorwürfe zu reagieren.
Scheuen Sie sich nicht, nachzufragen! Auch wenn die andere Person genervt reagiert und sagt: „Müssen Sie das wirklich noch fragen?“ Ja, müssen Sie. Denn als Führungskraft tragen Sie die Verantwortung, Missverständnisse auszuräumen und sicherzustellen, dass die Kommunikation klar bleibt. Oft neigen Menschen, die emotional aufgebracht sind, ohnehin zur Übertreibung – das erkennen Sie durch gezieltes Nachfragen schnell.
Wenn jemand lediglich Frust abbauen will, wird dies ebenfalls durch Ihre Fragen deutlich. Sollte das Gespräch dennoch abrupt enden, kann es sein, dass die Person eine Grenze überschritten hat. In diesem Fall ist es an Ihnen, ob Sie eine klare Grenze setzen.
Täglich üben
Wie bei jeder Führungskompetenz gilt auch hier: Übung macht den Meister. Setzen Sie sich das Ziel, in Gesprächen regelmäßig nachzufragen und Vorwürfe sachlich zu hinterfragen. Hören Sie bewusst auf das „Sachohr“, selbst wenn die Kritik scharf klingt. Mit der Zeit werden Sie spüren, wie Sie so Ihre Gelassenheit und Ihre Souveränität im Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen stärken. Viel Erfolg!
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Über die Autorin:

Susanne Lorenz hat sich als Kommunikationstrainerin auf Führungskräfte spezialisiert, nachdem sie im Anschluss an ihr Germanistikstudium selbst mehrere Jahre als Managerin Erfahrungen gesammelt hatte.
Seit 2012 führt sie Einzelberatungen als Coach durch, leitet Seminare in Unternehmen und schreibt regelmäßig auf ihrem Blog www.wirksam-kommunizieren.de über erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag.
In ihrem Buch „Gewaltfreie Kommunikation im Beruf” zeigt sie, wie Sie wertschätzend kommunizieren und Konfliktgespräche empathisch führen. So verbessern Sie Ihre Zusammenarbeit und sorgen für mehr Harmonie im Team.