Was bewirken Soziale Medien im Gehirn?

Haben Sie sich schon mal gefragt, was die Benutzung von Facebook, Instagram und Snapchat oder anderen Sozialen Netzwerken mit Ihnen macht? Mit unserem Referenten Faissal Sharif, Master Scientist der Neurobiologie, haben wir am 22.09.2021 in den Räumlichkeiten des Forum Berufsbildung eine Antwort auf genau diese Fragen bekommen.

Zu Beginn hat es ein leichter Einstieg allen Teilnehmer*innen möglich gemacht, sich für dieses „scheinbar“ schwierige Thema zu öffnen. Wer nutzt regelmäßig welche sozialen Netzwerke? Welche Netzwerke sind uns überhaupt geläufig? Hier ist es schon das erste Mal aufgefallen, dass es scheinbar doch Unterschiede gibt. Vor allem altersbedingt war festzustellen, dass viele über 50-Jährige zwar Facebook nutzen aber kaum ein weiteres soziales Netzwerk betreiben wie Instagram oder TikTok.

Um ein besseres Gefühl für das Nutzungsverhalten grad der jüngeren Generationen (unter18) zu bekommen, hatte Herr Sharif ein kleines, interaktives Quiz vorbereitet, dass einige Teilnehmer*innen staunen ließ.

Hier nur ein kleiner Ausschnitt von Hardfacts:

  • von weltweit 4,5 Mrd. Internet-Usern nutzen 3,8 Mrd. regelmäßig Soziale Netzwerke
  • 75% der 11-Jährigen in Deutschland besitzen ein internetfähiges Smartphone
  • Jugendliche unter 18 verbringen im Schnitt 3,5 Stunden täglich in sozialen Netzwerken

Mit diesen Fakten und damit verbundenen Fragen ließ Herr Sharif die Teilnehmer*innen in einer Gruppenarbeit noch tiefer in die Welt der Neurobiologie einsteigen. Die zu bearbeitenden Themen drehten sich sowohl ums Design der Apps, den Inhalt und dessen Präsentation, als auch um die Vor- und Nachteile, die der regelmäßige Konsum mit sich bringt. Und ohne es zu merken, stellten die Teilnehmer*innen Dinge fest, die explizit eingesetzt werden, um Verbraucher zu binden. Mechanismen, die auf das im menschlichen Gehirn durch den Frontallappen geschützte „Belohnungszentrum“ wirken, um uns gezielt zu beeinflussen, wie zum Beispiel die Farbgebung und Gestaltung von „Likes“, wie viele man davon bekommt und von wem. Genauso, wie unendlicher Content, der einen so sehr in seinen Bann zieht, dass man seine Haltestelle verpasst und vergisst auszusteigen. Diese Mechanismen, die durch Algorithmen gesteuert werden und auf den Nutzer maßgeschneidert sind, tragen dazu bei, dass man sich in dieser Informations- und Entertainmentflut verlieren könnte.

Auch muss man sich fragen, wie der Konsum sozialer Medien das Sozialverhalten der Jugendlichen beeinflusst. Sind sie in ihren jungen Jahren schon so weit entwickelt, sich gut zu kontrollieren, was den Konsum angeht?

Leider ist die Antwort „Nein“ Der Frontallappen, der als Schutzmechanismus für das Belohnungszentrum fungiert bildet sich erst sehr spät aus und macht daher gerade junge Leute anfällig für Konsum aller Dinge, die das Belohnungszentrum stimulieren, so dass es Dopamin ausschüttet. Ein Fakt war besonders besorgniserregend: durch die auf sozialen Netzwerken gewonnene Anerkennung, durch „Likes“, „Herzchen“ oder „Followern“, findet eine gewisse Entfremdung statt. Ein*e Jugendliche*r erhält aus ihrem realen sozialen Umfeld ein Kompliment, welches aber nicht das Maß an Dopamin freisetzt, wie die Reaktionen im Netz es möglich machen. Das heißt diesem jungen Menschen ist es angenehmer Bestätigung von teils völlig fremden Menschen zu bekommen, als von Eltern, Geschwistern und Freunden.

Am Ende kann man zwei Fragen ganz deutlich beantworten.

Die Nutzung sozialer Medien macht sehr viel mit einem. Vieles davon unbewusst. Ein Grund mehr sich mit dieser Thematik zu beschäftigen.

Nicht nur spannend war der Ausflug in die Randgebiete der Neurobiologie und wie das menschliche Gehirn beeinflusst werden kann, sondern auch sehr informativ von einer gewissen Leichtigkeit begleitet, von der keiner zu träumen wagte, als man den Titel las.

Wir freuen uns auf eventuelle Folgeseminare und Workshops mit Herrn Faissal Sharif und laden Sie herzlich dazu ein sich mit auf diese Reise zu begeben.

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